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Ring der europäischen Schmiedestädte
Am 16. Juni 2001 wurde der "Ring der Europäischen Schmiedestädte" gegründet. Seit dem hat sich sehr viel Positives in den Mitgliedsstädten ereignet.
In der Generalversammlung des Ringes vom 1. bis 3. September 2004, die in Stolberg stattfand, wurde auch die Stadt Friesoythe aufgenommen und ist seitdem die nördlichste deutsche Stadt im "Ring der Europäischen Schmiedstädte" überhaupt.
Heute präsentiert sich Friesoythe als EISENSTADT im Oldenburger Münsterland.
Die Kommunalpolitiker füllten diese Idee mit Leben. Der Ring der europäischen Schmiedestädte wächst und gedeiht. Einige Bürgermeister und Schmiede werden sich noch an die legendäre erste Zusammenkunft im August 2000 im Rathaus in Kolbermoor erinnern. Alle Städte, die in Europa Schmiedetreffen in ihren Mauern veranstalten, waren nach Kolbermoor eingeladen. Anhand der Fähnchen auf den Tischen ordnete man sich zu. Arles-Sur-Tech, Ybbsitz, Mynämäki, Stia, Gniew und Kolbermoor - wer seid ihr, wo seid ihr her? Ein lockeres Kennenlernen war geplant, nach anderthalb Stunden ging man auseinander mit dem festen Willen: "Wir gründen den europäischen Ring der Schmiedestädte!"
Denkwürdig war die zweite Sitzung in Arles-Sur-Tech in Südfrankreich im Oktober 2000. ein Saal voller Offizieller und Schmiede. Sprachengewirr, Übersetzungen in drei Sprachen, Fragen, Antworten, näheres Kennenlernen. Nach acht Stunden Konferenz entspannten sich die Teilnehmer - beim gemeinsamen Gesang. Ein weiterer Schritt aufeinander zu war geschafft. Und doch dauerte es bis zum 16. Juni 2001, als in den historischen Mauern der Saigerhütte in Olbernhau/Sachsen die Städtefreundschaft mit Brief und Siegel versehen wurde. Josef Hofmarcher aus Ybbsitz übernahm damals den Vorsitz des Verbandes und ist bis heute der Präsident des Rings.
Es folgten Informationsveranstaltungen bei den Schmiedetreffen, die Lokalpresse in den verschiedenen Ländern informierte über die neue Freundschaft, die auf "altem Eisen" beruht. Die Menschen in den Städten und Gemeinden begannen sich zu interessieren - für Orte, deren Namen sie meist vorher noch nie gehört hatten. Gniew? Mynämäki? Wie? Wo?
Botschafter der neuen Freundschaften waren an allen Orten dei Schmiede. Ein buntes Völkchen, das schon vor vielen Jahren Landesgrenzen in den Köpfen abgeschafft hatte. Die einzige Handwerkergruppe, die sich rund um den Globus zu einer Familie zusammen geschlossen hat. Meister, Gesellen und Lehrlinge, die bei den internationalen Schmiedetreffen einfach und überzeugend vorlebten, dass Freundschaft immer dann entsteht, wenn man den Koffer mit Bedenken, Vorurteilen, Halbwahrheiten und übertriebener Vorsicht daheim lässt und offen aufeinander zugeht.
Noch immer ist ein Stück Überzeugungsarbeit zu leisten. Es wird noch Jahre dauern, bis der Funke des Schmiedefeuers aus die örtlichen Musikgruppen, Sportvereine und Feuerwehren übergesprungen ist - aber die Menschen in den Ringstädten haben mehr oder weniger Neugier für die anderen entdeckt. Besuche mehren sich, und längst nicht immer sind die Schmiede diejenigen, die vorneweg maschieren. Europa beginnt zu funktionieren! Regionale Eigenheiten bremsen nicht, sie fördern die Neugier auf einander.
Die Gemeinsamkeiten der Vergangenheit, die Schmiede- und Eisentradition haben die Kommunen zusammen geführt. Es war die Erinnerung an die Wurzeln - ob nun in der Erzgewinnung, der Metallverarbeitung oder der Schmiedekunst. In der satzung des Verbandes wurde verankert, dass aus dieser Vergangenheit eine lebendige Gegenwart und eine fruchtbare Zukunft wachsen sollen. Offen für menschliche, wirtschaftliche und kulturelle Belange.
Bei der Hochwasserkatastrofe im August 2002 wurde Olbernhau im Erzgebirge förmlich vom reißenden Wildwasser überflutet - symbolisch schickte Kolbermoor Baumaterial und Hilfe. Ybbsitz rief Freunde aus den anderen Ringstädten, um bei den Ferraculum-Festen die vier Elemente Feuer, Wasser, Erde und Luft zu gestalten. Mynämäki lud ein zum Kennenlernen der baltischen Eigenheiten und Bräuche, und bei der Hauptversammlung des Rings in Gniew führten die Musikgruppen und Trachtler den anderen vor, wie man mit glänzenden Augen Brauchtum pflegt und das zarte Pflänzchen Agrar-Tourismus hegt.
Mitglieder im "Ring der der Europäischen Schmiedestädte"© Stadt Friesoythe Stia in der Toskana veranstaltete 1973 das erste "Schmiedetreffen" in Europa. In logischer Folge entschieden die Verantwortlichen, 2003 als Ring-Mitglied auch die ersten Weltmeisterschaften für Schmiede zu veranstalten. Alle zwei Jahre finden diese Meisterschaften statt. 2007 zum dritten Mal, und Schmiede aus den anderen Ring-Städten sind natürlich dabei.
Es gab auch "unheimlich" lustige Begebenheiten: Jeder Kommunalpolitiker weiß, dass es sehr, sehr schwer ist, einen amtierenden Bürgermeister abzuwählen. Dreimal ist dies aber in Mitgliedsorten des Rings passiert, nachdem dort jeweils vorher die Hauptversammlung stattgefunden hatte. Seither will kein Bürgermeister mehr eine Ring-Hauptversammlung ausrichten, wenn unmittelbar danach Wahlen stattfinden!
In Gniew wurden alle Delegationen im Juli 2002 zu einer Dampfer-Rundfahrt auf der Weichsel eingeladen. Allerdings mussten die Teilnehmer über eine Alu-Leiter das kleine Boot "entern", das rundherum stark nach frischer Farbe roch. Erst als das Schifflein die Mitte des Flusses erreicht hatte, rückte der Bürgermeister mit der Wahrheit raus: "Das Schiff haben wir in Russland gebraucht gekauft und neu gestrichen - Sie befinden sich auf der Jungfernfahrt, - herzlich willkommen!" Einige Teilnehmer haben daraufhin unauffällig die Rettungsringe genauer inspiziert!
Seit 2005 gibt es aufgrund der vielfachen kulturellen Gruppen und Interessen in den Mitgliedsorten ein Kulturförderungsprogramm, das sich nicht nur um Schmiede und Metall dreht. Es unterstützt alle Aktivitäten, die Vereine und Gruppen aus den Mitgliedskommunen zusammen zu bringen.
Eine offizielle Städte-Partnerschaft nach europäischem Regelwerk gingen im Sommer 2006 die Mitgliedsstädte Stia, Ybbsitz, Bad Hall, Oude Ijsselstreek, Kolbermoor, Olbernhau und Mynämäki bei der Hauptversammlung in Stia ein. In einer Feierstunde ließen die Stadtvertreter weiße Tauben fliegen. Die anderen Mitgliedsorte Gniew, Stolberg, Friesoythe, Mogliano Veneto und Lipnik nad Becvou werden wohl bald folgen.
Aufgrund politischer Wechsel schieden die beiden französischen Städte Arles-Sur-Tech und St.-Clair-Sur-Epte aus dem Ring aus. Im letzten Jahr fand die Hauptversammlung vom 11. bis 15. Juli in der österreichischen Eisenwurzen-Gemeinde Ybbsitz statt.
Im Jubiläumsjahr 2008 findet diese Hauptversammlung des Ringes der europäischen Schmiedestädte vom 12. bis 15. Juni in Friesoythe statt, wo in diesem Jahr "700 Jahre Stadt" gefeiert wird. Neben Friesoythe gehören dazu aus Deutschland die Städte Stolberg, Kolbermoor und Olbernhau. Hinzu kommen Orte aus den Niederlanden, Österreich, Italien, Polen, Finnland und der Tschechischen Republik.